Blick auf den Turm der Schloßkirche Neufraunhofen

Partnerschaften

Freundschaft mit der Stadt Meschede im Hochsauerlandkreis

Der Zweite Weltkrieg hat unendliches Leid gebracht. Dazu zählt auch die Vertreibung aus den früheren ostdeutschen Gebieten. Die Bürger aus der Stadt Winzig in Schlesien haben schwerpunktmäßig in der Stadt Meschede im Hochsauerlandkreis und in Neufraunhofen in Niederbayern eine neue Heimat gefunden. Seit vielen Jahren finden als Zeichen der großen Verbundenheit zur Heimat und untereinander "Winziger-Treffen" statt. Bei diesem Anlass haben sich die Verantwortlichen aus der Stadt Meschede und der Gemeinde Neufraunhofen kennen- und schätzengelernt. Der freundschaftliche Kontakt wurde bis 2024 jedes Jahr bei den Winziger-Treffen gepflegt.

03.09.2024: „Freundschaft bleibt“ - Winziger Gemeinschaft trifft sich letztmalig offiziell

Besondere Gastfreundschaft in Wińsko – Polen

Es war das Bild einer langen, fast 80-jährigen Reise, das Neufraunhofens Bürgermeister Anton Maier wählte: Erstmals nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Winziger Heimatgemeinschaft in dem Ort zusammen, der Ausgangspunkt einer langen Reihe von Lebensgeschichten und -schicksalen geworden ist: In Winzig, dem heutigen Wińsko im polnischen Niederschlesien. Gleichzeitig markiert dieses Treffen die letzte offizielle Zusammenkunft der Winziger Heimatgemeinschaft.

An dem Treffen in Wińsko nahmen auch Delegationen aus der Gemeinde Neufraunhofen sowie der Kreis- und Hochschulstadt Meschede im Hochsauerland teil – die Orte, die für so viele vertriebene Menschen aus Winzig zu einer neuen Heimat geworden sind Bürgermeister Anton Maier aus Neufraunhofen und Meschedes Bürgermeister Christoph Weber dankten Jolanta Krysowata-Zielnica, der Bürgermeisterin von Wińsko, für die Einladung zu diesem symbolträchtigen Treffen. Im Jahr 2015 wurde Karl-Heinz Krause zum Vorsitzenden des Winziger Patenschaftsbeirates gewählt. Schon damals gab es einen ersten Händedruck mit der Bürgermeisterin von Wińsko. Christoph Weber äußerte dazu: „Das war ein, wie ich finde, wichtiges Zeichen des aufeinander Zugehens. Und nach und nach ist eine freundschaftliche Verbindung entstanden.“

Es sei bedauerlich, dass diese Zusammenkunft gleichzeitig das letzte offizielle Treffen sei – allerdings sei dies eine „traurige, aber logische Konsequenz“, so Bürgermeister Christoph Weber: „Sie alle wissen, dass in den letzten Jahren die Teilnehmerzahl an den Treffen, alters- und gesundheitsbedingt, immer kleiner geworden ist.“ Deshalb sei es die richtige Entscheidung, künftig auf die Organisation weiterer offizieller Treffen zu verzichten: „Alles im Leben hat seine Zeit.“

Und es bedeute keineswegs, dass die Winziger Heimatfreundinnen und -freunde vergessen werden – Christoph Weber: „Nein, unsere Verbundenheit bleibt bestehen und die Erinnerung wird in verschiedener Form immer aufrechterhalten bleiben, wie z.B. mit dem Winziger Platz im Zentrum von Meschede, der Winziger Straße in Neufraunhofen, den Gedenksteinen auf Friedhöfen in Mesche und Winzig sowie dem Winziger Wappen in der Amtskette des Bürgermeisters von Meschede.“

„Sie können stolz sein, über so viele Jahre die Erinnerung hoch und wach gehalten zu haben“, sagte der Neufraunhofener Bürgermeister Anton Maier an die Adresse der Winziger Heimatgemeinschaft. Er wählte ein Wort des Schriftstellers Paul Heyse: „Es gehört nicht nur guter Wille zur Freundschaft, auch Talent, Seelenkunde und Erlebnisse ähnlicher Art.“

Guten Willen hätten die Menschen aus Winzig reichlich mitgebracht – Bürgermeister Maier: „Unendlich viel Eigeninitiative war nötig, um so viele Jahre durchzuhalten.“ Auch das Talent war auf allen Ebenen notwendig, „um zunächst die Flucht, dann das Leben und Überleben, sowie später das alljährliche Wiedersehen zu organisieren.“ Und die „Erlebnisse ähnlicher Art“ „schweißten zusammen – egal ob geflüchtet oder aufgenommen. Dieses Ereignis verband und verbindet die Menschen bis heute.“

Rückblende: Die Stadt Meschede hat vor fast 70 Jahren die Patenschaft für die nach dem zweiten Weltkrieg aus Winzig vertriebenen Menschen übernommen. Die Urkunde wurde am 10. Juni 1956 vom damaligen Bürgermeister Engelbert Dick an den Winziger Pfarrer Joseph Willinek übergeben. Etwa ein Viertel der früheren Einwohner von Winzig kamen 10 Jahre zuvor am 23. März1945 mit einem Transport in Meschede an. Weitere 300 Vertriebene erreichten am 24. März 1945 Neufraunhofen. Die Gemeinde Neufraunhofen hat mit ihren Bürgermeistern und Gemeinderatsmitgliedern in all den Jahren mit dafür gesorgt, dass die Heimattreffen in Niederbayern stattfinden konnten und war immer auch mit einer Delegation bei jedem Heimattreffen, ganz egal wo es auch stattfand, mit dabei.

Entstanden ist so auch eine echte Freundschaft zwischen Neufraunhofen und Meschede, würdigten die beiden Bürgermeister Anton Maier und Christoph Weber. "Meschede – Winzig – Neufraunhofen" sei ein feststehender Begriff geworden. Der frühere Bürgermeister Franz Stahlmecke aus Meschede stellte einmal zutreffend fest, dass die Winziger die Brücke zur Freundschaft zwischen Meschede und Neufraunhofen sind. Wie nahe sich beide Kommunen gekommen sind, wird mit der „Winziger Straße“ in Neufraunhofen und der „Neufraunhofener Brücke“ bei uns in Meschede bewiesen“, so Christoph Weber. „Stolz bin ich auf die Freundschaft und Verbindung zu unseren langjährigen Freunden aus Meschede und Winzig, die es gilt auch in Zukunft zu pflegen und zu erhalten“, betont Anton Maier: „Das sollte ein Auftrag für uns sein!“

Neben Bürgermeister Anton Maier und dritten Bürgermeister Andreas Kronseder umfasste die Neufraunhofener Delegation Gemeinderätin Ramona Franke, Gemeinderat Hans Lanzinger, Gemeindereferentin Margit Seegerer, Julia Aigner, Marlene Kronseder und Brigitte Maier

Bild:
Gruppenbild in Delegationen aus Meschede und Neufraunhofen mit Anton Maier (1. Bgm. Neufraunhofen, 1. von links), Andreas Kronseder (3. Bgm. Neufraunhofen, 2. von links), Bürgermeistern Christoph Weber (1. Bgm. Meschede, Bildmitte), und Martin Eickelmann (2. Bgm. Meschede, 4. Von rechts)