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Treffen der Winziger-Heimatfreunde in Neufraunhofen

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Die Teilnehmer beim 71. Winziger-Treffen versammelten sich im Neufraunhofener Schlosshof.

Vor Kurzem fand das 71. Winziger Heimattreffen in Neufraunhofen statt, zu dem eine mehrköpfige Delegation aus Meschede anreiste. Derartige Treffen fanden infolge des Zweiten Weltkriegs regelmäßig als Zeichen der Verbundenheit zur Heimat und untereinander statt. Im Krieg wurden die Bürger aus der Stadt Winzig in Schlesien vertrieben und haben schwerpunktmäßig in der Stadt Meschede im Hochsauerlandkreis und in Neufraunhofen in Niederbayern eine neue Heimat gefunden.

Das diesjährige Treffen begann mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Neufraunhofener Schlosskirche, die von der Gemeindereferentin Margit Seegerer gestaltet wurde. Sie sagte: „Jedes Jahr von Neuem erinnern wir uns bei den Treffen an all die Ereignisse und Erlebnisse, die Sie vor über 70 Jahren durchlebt haben.“ Die Winziger mussten am Ende des Krieges ihre Heimat verlassen, ohne Aussicht auf eine gesicherte Zukunft. Trotz des Unrechts und des erfahrenen Leids legten sie in der neuen Heimat Hand an und setzten einen Stein auf den anderen, um die Orte wieder bewohnbar zu machen. Die musikalische Gestaltung übernahm der Organist Andreas Unterreitmeier. Nach einem gemeinsamen Gruppenfoto an der Schlosskirche ging es zum gemütlichen Beisammensein ins Bräustüberl. Dort führte Julia Aigner gekonnt und humorvoll durch das Programm.

Über die Jahre ist eine Freundschaft entstanden

Bürgermeister Anton Maier betonte die Bedeutung der Treffen in all den Jahren, die durch die Gespräche und das Austauschen von Erinnerungen zur Aufarbeitung dieser schrecklichen Zeit mit beigetragen hätten. Bis zum 24. Februar 2022 schien es, so Maier, als dass die Begriffe Krieg, Flucht und Vertreibung für die Menschen in Mitteleuropa endgültig Vergangenheit wären. Doch weit gefehlt, seit dem Zweiten Weltkrieg mussten in Europa nicht mehr so viele Menschen aus ihrer Heimat in Nachbarländer flüchten, wie aktuell aus der Ukraine. „Der Mensch lernt einfach nicht dazu“, sagte der Bürgermeister.

Meschedes Bürgermeister Christoph Weber unterstrich die enge Verbundenheit von Winzig und Neufraunhofen. Über die Jahre sei eine echte Freundschaft gewachsen, die mit den Heimattreffen gepflegt werde. Heimat sei nicht nur der Ort, an dem man lebt, Heimat sei auch ein Gefühl der Zugehörigkeit zu Menschen, zu einer Region, zu einer Kultur und zu einer Landschaft. Heimat habe viel mit der eigenen Kindheit zu tun und schaffe Identität. „Die Erinnerungen und Traditionen, die Sie pflegen, die Heimat, die Sie in ihrem Herzen tragen, ist zu allererst Ihre Heimat. Sie ist aber auch gemeinsame Geschichte“, sagte Weber. Die Winziger hätten sich auf ihr neues Zuhause eingelassen und sich der Zukunft zugewandt, ohne ihre Heimat Schlesien zu vergessen, so Weber.

Bürgermeisterin Jolanta Krysowata aus Winzig (Winsko) berichtete mittels eines Dolmetschers über die Renovierungen und Tätigkeiten der polnischen Gemeinde und lud die Delegationen aus Neufraunhofen, Meschede und die Heimatvertriebenen Winziger mit ihren Angehörigen in ihre Heimat Winzig ein.

Die Anreise wird für die Mitglieder zu beschwerlich

Der Vorsitzende des Patenschaftsbeirates, Karl-Heinz Krause, übermittelte in seinem Grußwort die Grüße der Teilnehmer, die dem Treffen nicht beiwohnen konnten. Anschließend folgten gesellige Stunden mit dem Austausch vieler gemeinsamer Erinnerungen. Mit einer sonntäglichen Gedenkfeier am Gedenkstein Winziger im Friedhof ließ man das 71. Winzigertreffen ausklingen.

In Neufraunhofen fand bereits 1946 das erste kleine Heimattreffen statt. Die Stadt Meschede hat offiziell am 10. Juni 1956 die Patenschaft über die nach dem Zweiten Weltkrieg aus ihrer Heimat Winzig Vertriebenen übernommen. Der Ort Winzig war in den 1940er Jahren ein kleines Städtchen, das heute Winsko heißt und in Polen liegt, nordöstlich von Legnica (Liegnitz).

Als Fazit des wie immer harmonisch verlaufenen Treffens äußerte Bürgermeister Anton Maier die nachhaltige Erinnerung an einen wichtigen Abschnitt in der Geschichte der Gemeinde Neufraunhofen.

Wie es aussieht, war diese Zusammenkunft das letzte Treffen der Winziger in Neufraunhofen. Die Zahl der Teilnehmer wurde in vergangenen Jahren immer weniger und das hohe Alter macht die weite Anreise zu den Treffen immer beschwerlicher. Nach dem vom Patenschaftsbeirat und den Vertretern der Kommunen besprochenen Vorgehen ist angedacht, in der ersten Septemberwoche im Jahr 2024 in Winsko/Winzig ein letztes gemeinsames Treffen zu organisieren.

Quelle: Vilsbiburger Zeitung vom 08.09.2023

 

 

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